Eisenhand by Lindsey Davis
Autor:Lindsey Davis [Davis, Lindsey]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426711460
Herausgeber: Droemer Knaur
veröffentlicht: 1998-11-04T00:00:00+00:00
XXXIII
Um ungestört mit ihr sprechen zu können, führte ich Helena zur Jupitersäule; zumindest war das meine Ausrede.
Gemächlich wanderten wir um das Monument herum, das zwei Finanziers, die sich in Rom lieb Kind machen wollten, im Namen der Gemeinde gestiftet hatten, und heuchelten Bewunderung für den vierseitigen Obelisken. Er sah gar nicht einmal übel aus, vorausgesetzt, man konnte sich für eine Huldigung an Nero erwärmen. Den Säulenschaft schmückten die üblichen Konterfeis olympischer Lieblinge: Romulus und Remus als Beweis dafür, daß eine ungewöhnliche Mutter der Karriere eines Mannes nicht im Wege stehen muß; Herkules, wie er mit gewohnt haariger Großspurigkeit den Halbgott spielte; und endlich Castor und Pollux, die freilich ihre Pferde auf getrennten Paneelen tränken mußten, als ob sie sich verkracht hätten. Hoch droben thronte eine riesige Bronzestatue von Göttervater Jupiter, der, ganz Rauschebart und Schlappsandalen, einen besonders zackigen Donnerkeil schwang, eine Rarität, die auf jedem Schickeriatreffen Furore gemacht hätte. Leider war das Denkmal zu sehr frequentiert, als daß ich Helena in seinem Schatten hätte in den Clinch nehmen können. Natürlich wußte sie, daß das meine Absicht gewesen war, und sie schien enttäuscht zu sein. Da mindestens drei Stunden vergangen waren, seit ich sie zuletzt in den Armen gehalten hatte, war ich es auch.
»Ich werde dich wohl zu einer Kahnpartie mit Picknick auf dem Rhein einladen müssen«, flüsterte ich ihr zu.
»Juno! Ist das nicht zu gefährlich?«
»Zugegeben, für eine beschauliche Bootsfahrt im Herbst ist Germanien nicht gerade der rechte Ort.«
»Aber du wirst dich flußabwärts wagen, oder?« fragte sie mit so betont ruhiger Stimme, daß ich die Angst dahinter spürte.
»Ich werd’s wohl müssen, Liebste.« Sie war krank vor Sorge. Und das wiederum machte mich krank.
Ich hatte Helena in eine mißliche Lage gebracht. Sie versuchte nie, mir einen Auftrag auszureden; schon deshalb nicht, weil auch ihr viel daran lag, daß ich genug Geld zusammenbekam, um mich in den Mittelstand einzukaufen. Denn nur so würden wir heiraten können, ohne daß es einen Skandal gab. Dafür aber brauchte ich vierhunderttausend Sesterzen – für einen windigen Habenichts vom Aventin eine ungeheure Summe. Ein Vermögen, wie ich es nur mit illegalen Geschäften (für die ich mich natürlich niemals hergeben würde) oder mit gefährlichen Aufträgen verdienen konnte.
»Immerhin ist es schon mal ein Lichtblick«, meinte sie fröhlich, »daß du in politischer Mission hergekommen und gleich in einen handfesten Töpferkrieg reingeschlittert bist.«
»So sieht’s aus, ja.«
Helena lachte. »Wenn du so lammfromm ja sagst, dann denkst du in der Regel das Gegenteil.«
»Stimmt. Ich halte das Konkurrenzgerangel der Töpfer für ein Randproblem.« Trotzdem würde ich den Töpfern helfen, wenn sich das irgendwie bewerkstelligen ließ. »Diese Handwerker hatten mit dem üblichen Behördenkram zu kämpfen. Irgendein Idiot, der es bei seinem Verdienst aus unseren Steuergeldern eigentlich besser wissen sollte, hat die Ausschreibung vermasselt. Das passiert immer wieder. Mein Pech ist bloß, daß sich Florius Gracilis jetzt eingemischt hat und sich obendrein mit Civilis arrangieren will, obwohl Vespasian das doch mir aufgetragen hat.«
Wenn ich mich aber schon in ein Gefahrengebiet wagte, dann sollte mir dort gefälligst kein Hanswurst von Senator in die Quere kommen, der nicht mal mit einem simplen Vertrag für Küchengeschirr fertigwerden konnte.
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